Mithilfe im Haushalt – ja oder nein?

Familien

Kind hilft Mutter beim Abendessen kochen

Tolle Fotos vom Helfen im Alltag…

Ich fotografiere Vierjährige, die ihren Mamas lieber beim Abendessen helfen, anstatt fernzusehen. Ich traf ein 15 Monate altes Kleinkind, das ihre Flasche in die Spüle stellte, nachdem sie ihre Milch ausgetrunken hatte – das musste man ihr nicht mal sagen. Woher kommt diese Einstellung, der Wunsch mitzuhelfen und stolz darauf zu sein?

Warum begegne ich Schulkindern, die mit „ich habe Durst“ ihre Eltern springen lassen – die tatsächlich jedes Mal ihre Kinder bedienen. Woher kommt dieser Anspruch?

Nachdem ich jahrelang im Ausland gelebt und die Welt ausgiebig bereist habe, bin ich fasziniert wie altersgerechte Verantwortung und Aufgabenverteilung in verschiedenen Kulturen aussieht.

Ein Aspekt in der japanischen Kultur ist der Gedanke, dass alle Familienmitglieder dazu beitragen, sich gegenseitig zu versorgen – jeder im Rahmen seiner eigenen Fähigkeiten und unabhängig vom Alter. Gemeinsame und geteilte Hausarbeit wird als Möglichkeit gesehen, familiären Zusammenhalt zu fördern. Ich finde toll, dass japanische Eltern und Lehrer Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Kinder haben, dass sie ihnen zutrauen zu helfen und darüber hinaus glauben, dass die Kinder so ein Gefühl der Zugehörigkeit und Verantwortung lernen.

Klar muss man auf die Fähigkeiten eines Kindes eingehen und altersgerechte Aufgaben auswählen. Aber ich sehe es immer und immer wieder: Kinder lieben es zu helfen. Sie wollen unbedingt mitmachen. Oft genug wird ihre Begeisterung jedoch von den Eltern gebremst. Eltern müssten dann nämlich entschleunigen.

Wenn ein Kleinkind die Pilze mit dem Buttermesser schnippelt, dauert das halt ein bisschen länger. Wenn Kleinkinder darum betteln, beim Wäschewaschen oder Autowaschen mitzuhelfen, ist es einfacher, sie zum Spielen zu schicken als mithelfen zu lassen. Die Aufgabe wird so schneller erledigt. Aber das ist genau die Zeit, um die natürliche Hilfsbereitschaft eines Kindes zu fördern. Das sollte man in jüngstem Alter beginnen. Wenn ein Kindergartenkind gerne bei der Zubereitung des Abendessens helfen möchte, will es nicht mit Kochspielzeug spielen. Es möchte an der ‚Erwachsenenaufgabe‘ teilhaben.

Das bremst. Verlangsamt. Jedoch gibt es dem Kind das unbezahlbare Gefühl von Leistung und Gemeinschaft. Für Kinder fühlt sich Hausarbeiten nicht nach Arbeit an. Wenn Kinder zusammen mit Erwachsenen etwas erledigen, fühlen sie die innere Befriedigung, etwas zu tun, das Sinn, Zweck und Wert hat. Wenn Lernen mit etwas wirklich Sinnvollem verbunden ist, wird Motivation entfacht.

Momente des sinnvollen Zusammenwirkens passieren beim Abwasch, Zusammenlegen von Wäsche, beim Autoputzen oder beim gemeinsamen Gassi gehen mit dem Hund. Beim Alltag eben! Wenn ein kleines Kind Erdnussbutter auf Sandwiches streicht und Milch aus einem kleinen Krug in Tassen gießt, sind alle ‚präsent‘, das macht man nicht nebenher. Das ist die wunderschöne andere Seite der Verlangsamung. Und das macht fabelhafte Bilder.

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